Lexikon

Skeptiker
griech.: skepsis; Betrachtung, Überlegung. In der Alltagssprache bezeichnet dieses Wort einen Zweifler; wenn sich aber jemand in der Diskussion um Esoterik als S. einstuft, haben wir es zumeist mit einem "Ablehner" zu tun, der eben keinen Zweifel mehr hat, daß die ganze Sache Unsinn ist. S. zu werden ist einfach: man muß nur die Mehrheitsmeinung übernehmen. Um S. zu bleiben, sind einige Maßnahmen erforderlich. So wird"s gemacht:
1. Der S. befaßt sich nicht mit "diesem ganzen Quatsch". Das schützt ihn vor einer manchmal über wältigenden Fülle von Fakten und Fallbeispielen, die seiner Überzeugung gefährlich werden könnten. Ide alerweise kann sich der S. gar nicht vorstellen, daß es auf diesem Gebiet überhaupt so etwas wie Fakten geben könnte. 2. Wird der S. doch einmal mit etwas konfrontiert, das seinen Unglauben erschüttern könnte, stehen mehrere Abwehrmanöver zur Verfügung. a) Er zweifelt die Glaubwürdigkeit aller Berichterstatter an. b) Er entwickelt sofort eine Vermutung, wie das rätselhafte Geschehen zustande gekommen sein könnte, und überprüft diese Hypothese dann nicht. Gummibegriffe mit wissenschaftlichem Klang sind bei der Formulierung solcher Erklärungen sehr hilfreich: Koinzidenz, Sugge stion, Placebo-Effekt, Unterbewußtsein etc. c) Der S. zitiert die Äußerung eines Professors, der so etwas auch nicht für möglich hält. d) Er fordert wissenschaftliche Beweise und hält alles für widerlegt, solange diese Beweise nicht erbracht werden. Ob die Wissenschaft das Thema überhaupt schon untersucht hat, spielt dabei keine Rolle. Im übrigen hält der S. jeden Wissenschaftler für dubios, der sich mit solchen Sachen beschäftigt. Oie Gefahr, daß einmal befriedigende Beweise vorliegen, ist also gering.

Quelle: Rainer Kakuska, “Der Esoterik-Leitfaden” Heyne Verlag (siehe “Bücher”)