Lexikon

Besessenheit
Die Kontrolle des menschlichen Bewußtseins durch eine fremde Seele oder Wesenheit. Ein Besessener hat das Gefühl, nicht mehr Herr seiner eigenen Entscheidungen zu sein, sondern von einem äußeren Einfluß gesteuert zu werden. Oft verhält er sich wie unter Zwang in einer Weise, die nicht zu seiner gewohnten Persönlichkeit paßt. B. kann verschieden stark ausgeprägt sein, im extremsten Fall fehlt dem Betroffenen hinterher jede Erinnerung an seine Handlungen. B. wurde früher und wird heute noch in vielen Kulturen als reales Problem betrachtet; bei uns gilt der "Glaube an Geister" selbst schon als möglicherweise erstes Symptom einer psychischen Störung. Die moderne Psychotherapie behandelt B. entweder medikamentös, oder sie versucht zu erreichen, daß der Patient die vermeintlich fremden Kräfte als abgespaltene Teile seiner eigenen Psyche betrachtet und "integriert." Traditionelle Methoden haben immer die Beschreibungen, die der Besessene selbst von seinem Zustand gibt, als korrekt akzeptiert und dann versucht, die Verbindung zwischen ihm und dem äußeren Einfluß zu unterbrechen. Diesem Zweck dienen etwa viele schamanische Praktiken. Der --> Spiritismus führt B. besonders auf die Intervention von erdgebundenen Seelen zurück, die sich nicht damit abfinden können, keinen eigenen Körper mehr zu haben und die deshalb den des Patienten benutzen wollen. Deswegen halten Spiritisten es für notwendig, die verwirrte Seele, die die B. verursacht, ebenso zu behandeln wie ihr Opfer. Solche Therapien bestehen oft in langen "Dialogen" mit Verstorbenen, bei denen diese dazu gebracht werden sollen, sich nicht mehr in das Leben eines Inkarnierten einzumischen. Allerdings wird eingeräumt, daß etwas im Patienten den Einfluß der fremden Seele ermöglichen muß. --- Exorzismus, --- Clearing. In esoterischen Kreisen wird B. immer mehr als mög liche Ursache für psychische Probleme betrachtet. Dazu hat sicher beigetragen, daß man sich Symptome der B. auch durch dilettantischen Umgang mit spirituellen Praktiken zuziehen kann. Als besonders gefährlich gelten dabei ---Jenseitskontakte, z.B. mit dem ---Oui ja-Board, durch --- Gläserrücken oder --- automatisches Schreiben. --- Jugendliche und Okkultismus. Lit.: Hans Naegeli-Osjord: Besessenheit und Exorzismus. Remagen 1983.
Carl Wickland: 30 Jahre unter den Toten. Freiburg 1957.
Rhea Powers: Heimkehren ins Licht. Planegg 1987.

Quelle: Rainer Kakuska, “Der Esoterik-Leitfaden” Heyne Verlag (siehe “Bücher”)