Lexikon

Klientenzentrierte Gesprächstherapie
Der Amerikaner Carl Rogers ist der Begründer der >klientenzentrierten Gesprächstherapie<. Bei dieser Therapie steht der Klient oder Patient im Mittelpunkt der Therapie und nicht der Therapeut. Der Klient bekommt keine Anweisungen, sondern bestimmt den Ablauf der therapeutischen Sitzung selbst. Der Therapeut ist nur dazu da, die eigenen Einsichten und Erkenntnisse seines Klienten zu fördern. Rogers war der Ansicht, dass diese Art der Therapie eine starke Vertrauensbasis voraussetzt, die sich zwischen Therapeut und Klient langsam aufbauen muss. Nach Rogers muss ein Therapeut drei Kriterien erfüllen: Er muss aufrichtig, liebenswürdig und einfühlsam sein. Je aufrichtiger der Therapeut ist, um so eher kann eine Veränderung in der Persönlichkeit des Klienten stattfinden. Weiterhin muss er eine nicht besitzergreifende Wärme und bedingungslos positive Zuwendung gegenüber dem Klienten haben, so als wolle er sagen: »Ich bin für dich da, egal wie du bist und was du tust.« Und schliesslich muss der Therapeut über ein enormes Einfühlungsvermögen verfügen. Rogers vertrat die Ansicht, dass man nicht in der Lage ist her auszufinden, was ein Mensch fühlt, wenn man sich nicht total in den anderen hinein versetzen kann, weil man dann nicht die richtigen Fragen findet. Rogers glaubt, dass die Therapie sieben Stadien durchläuft. Am Anfang steht die Kommunikation über äussere Umstände. Der Klient berichtet über seine Vergangenheit und zeigt noch keinen Wunsch nach Veränderung. Darauf folgt ein Stadium, in dem Gefühle zum Ausdruck kommen, mit denen sich der Klient aber noch nicht identifiziert. Dieser Prozess entwickelt sich weiter bis hin zur sechsten Stufe, wo ein gefühlsmässiger Durchbruch stattfindet. Der Klient identifiziert sich mit seinen Gefühlen und akzeptiert sie. Schliesslich ist der Klient frei für neue Gefühlserfahrungen. Er hat gelernt, diesem Prozess zu vertrauen. Die klientenzentrierte Gesprächstherapie geht sehr langsam und behutsam vor. Die Techniken werden in Einzelsitzungen angewandt, aber auch in Gruppen. Die Elemente der Therapie sind ein wesentlicher Bestandteil der --> humanistischen Psychologie geworden. Carl Rogers leitete als erster --> Encounter-Gruppen.

Quelle: David Harvey (Hrsg.) “Handbuch Esoterik” Heyne Verlag (siehe “Bücher”)